Predigt am Sonntag Renimiscere 25.02.2024
von Pfarrer Markus Pape
Predigttext 4. Buch Mose , Kapitel 21, 4-9
Die Schlange aus Bronze
4Die Israeliten zogen vom Berg Hor
weiter in Richtung Schilfmeer.
Dabei nahmen sie einen Umweg um das Land Edom herum.
Das Volk aber wurde auf dem langen Weg ungeduldig.
5Die Israeliten beklagten sich bei Gott und bei Mose:
»Wozu hast du uns aus Ägypten herausgeführt?
Sollen wir in der Wüste sterben?
Nicht einmal Brot und Wasser gibt es hier.
Wir ekeln uns vor dem schlechten Essen!«
6Darauf schickte der Herr Giftschlangen zum Volk.
Viele Israeliten wurden gebissen und starben.
7Das Volk kam zu Mose und bat:
»Wir haben Unrecht getan,
als wir so mit dem Herrn und mit dir geredet haben.
Bete zum Herrn, dass er die Schlangen von uns fortschafft!«
Daraufhin betete Mose für das Volk.
8Der Herr antwortete Mose:
»Fertige eine Schlange aus Bronze an
und stecke sie auf ein Feldzeichen.
Jeder, der gebissen wurde, soll sie ansehen.
Dann wird er am Leben bleiben.«
9Da machte Mose eine Schlange aus Bronze
und steckte sie auf ein Feldzeichen.
Und tatsächlich: Wer gebissen worden war
und die Bronzeschlange ansah,
blieb am Leben.
Liebe Gemeinde,
die alttestamentliche Lesung des heutigen Tages ist auch der Predigttext. Eine Geschichte aus der Wüste. Wir haben sie eben gehört.
Eine Geschichte auf dem Weg. Als Israel es mit Gottes Hilfe geschafft hatte, sich aus der ägyptischen Sklaverei zu befreien. Als all das Schuften, die Rechtlosigkeit, die Prügel und die Verachtung vorbei waren. Endlich frei.
Wie hatten sie gejubelt als ihre Verfolger in der Wassermassen untergingen, durch die sie vorher noch unbeschadet hindurchgehen konnten.
Und wie haben sie ihren Gott gelobt, gefeiert und gepriesen.
Weil er ihnen voranging in einer Wolken- oder Feuersäule. Weil er für sie sorgte und ihre Zukunft wollte.
Das war der Anfang dieses langen Weges, der im Endeffekt vier Jahrzehnte dauern sollte. Ein Anfang voller Begeisterung.
Wir kennen das von uns selbst. Dieses „jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
Eine neue Arbeitsstelle, eine neue Schule, eine neue Sportart oder ein anders Hobby, eine neue Diät…..
Am Anfang ist alles gut.
Doch in den meisten Fällen setzt schnell die Ermüdung ein. Wenn die Pfunde vielleicht nicht mehr so purzeln, wenn´s in der neuen Schule auf einmal auch Probleme gibt……
Und genauso war es doch auch mit dem Volk Israel auf dem Weg in die Freiheit. Schon bald setzt das Gemecker ein. Zu wenig zu essen, zu wenig zu trinken, im Grunde immer nur dieselbe Nahrung, ein karges Leben.
Manche sehne sich schon in die Sklaverei zurück. Freiheit scheint ihnen dann doch zu anstrengend. Das hatten sie sich anders vorgestellt.
„Das Volk wurde verdrossen auf dem Wege und redete wider Gott und wider Mose
Es ist nicht das erste Mal. Jahrelang geht das schon so. Irgendwie hat man in der Geschichte den Eindruck, dass Gott langsam echt die Nase voll hat von dieser Undankbarkeit und dem ewigen Rumgenöle. Es nervt ihn so dass er all seine bisherige Geduld und Fürsorge vergisst.
Gott schickt diese schlangen. Eine Schlangenplage in der Wüste. Eine tödliche Plage. Alles andere als ein Spaß.
Schon in der Paradiesgeschichte, die zum letzten Sonntag gehört, bekommt die Schlange eine besondere Rolle. Durch sie werden die Menschen versucht gegen Gottes Willen zu handeln und deshalb sagt Gott am Ende bei der Vertreibung aus dem Paradies: Es soll Feindschaft herrschen zwischen dem Menschen und der Schlange, als Folge des Bösen auf das die Menschen sich einließen.
Hier nun in der Wüste wird das bildlich wahr. Der Mensch, der sich wieder gegen Gott stellt, der seiner Zusage nicht vertraut er bekommt die Folgen dieses Handels zu spüren. So wie Gott es verheißen hat. Die Schlange tut ihr tödliches Werk.
Den Menschen geht tatsächlich ein Licht auf. Sie kommen zu Mose und bekennen ihre Schuld. Sehen ihre Undankbarkeit ein. Mose soll bei Gott für sie Bitten.
Mose soll Gottes Zorn besänftigen, soll ihn an seine Barmherzigkeit erinnern.
Gedenke Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. So haben auch wir es im Psalm gebetet.
Gott wir wissen, du bist anders.
Bitte hilf uns.
Lass uns leben.
Ein Ruf der Verzweifelten.
Geboren aus der Einsicht: Wir haben echt Mist gemacht.
Und Gott lässt sich an seine Barmherzigkeit erinnern. Aber er nimmt die Strafe nicht einfach weg. Er lässt die Schlangen nicht verschwinden. Die Sünde der Menschen ist ihm nicht egal. Sie müssen mit den Folgen leben.
Aber Mose soll eine bronzene Schlange an einem Stab befestigen. Ist jemand gebissen worden und sieht diese bronzene Schlange an, so bleibt er am Leben.
Ist das echt so passiert? So fragt sich vielleicht mancher.
Ich weiß es nicht und es ist mir im Grunde auch egal. Ich finde spannend, was diese Geschichte uns über uns selbst und über Gott sagt
Sich nicht auf Gott verlassen, zweifeln, eigene Wege gehen wollen ohne die Folgen zu bedenken, sich doch immer wieder für das falsche entscheiden.
Das erleben wir doch alle immer wieder.
In unserem kleinen Leben und auch in den großen Fragen dieser Zeit.
Ob wir den Klimawandel noch in den Griff kriegen. Wer weiß? Obwohl ja im Grunde klar ist, was zu machen wäre. Aber wenn´s unbequem wird schalten wir schnell auf sturr. Manche machen sich´s ganz einfach und vertrauen dann lieber denen, die sagen: Klimawandel das gibt’s gar nicht und gehen aus Bequemlichkeit den rechten Volksverdummern in die Fänge.
Oder die Frage, was jetzt richtig ist in diesem Krieg Russlands gegen die Ukraine. Wer weiß es?
Es wirkt so aussichtslos und egal was wir tun oder lassen, es kommt uns falsch vor
Wir müssen so oder so mit den Folgen leben.
So wie das eigensinnige Volk in der Wüste mit den Folgen einer Entscheidungen leben musste.
Gott radiert die Folgen der Sünden der Menschen nicht einfach aus.
Aber und das ist das Besondere: Er hilft ihnen dabei, dass sie ihr Leben nicht verlieren.
Sie sollen vor Angst und Furcht den Kopf nicht in den Sand stecken sondern aufsehen zu dieser Schlange an dem Stab.
Das was ihnen das Leben nehmen wollte, macht Gott für sie zum Zeichen des Lebens und der Hoffnung auf Zukunft.
Vielleicht haben manche von euch und ihnen noch im Ohr worüber viele hundert Jahre nach dieser Wüstengeschichte Jesus und der ziemlich weise Nikodemus, ein einflussreicher Jude sich unterhalten. Im Evangelium hörten wir es eben.
Jesus erinnert Nikodemus an diese Geschichte aus der Wüste um damit zu erklären, was Gott mit ihm Jesus vorhat:
Er sagt zu Nikodemus:
Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.
Gott hätte Grund genug bis heute, diese Welt zu strafen, aufzugeben oder dazwischenzufahren.
Aber er hat sich an seine Barmherzigkeit erinnern lassen und einen anderen Weg gesucht.
Er sieht über die Sünden der Welt nicht hinweg und er lässt die Menschen auch mit den Folgen dieser Sünden leben.
Das erfahren wir jeden Tag aufs neue.
Aber gegen alle Angst, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die uns niederdrücken lädt er uns ein: Steckt den Kopf nicht in den Sand.
Schaut nach oben. Schaut auf das Kreuz, auf den, den sie hingerichtet haben. Meinen Sohn.
Dieses Zeichen des Todes habe ich durch seine Auferstehung zu einem Zeichen der Hoffnung für euch gemacht.
Das was ihm das Leben nehmen wollte wird für euch zum Versprechen von Zukunft und leben, trotz allem.
Irgendwie ist es ganz schön, dass wir in einer so katholischen Gegend leben. Vermutlich geht gleich jede und jeder auf dem Weg nach Hause an mindestens einem Wegkreuz vorbei.